Waschmaschine gekauft? Glückwunsch. Jetzt brauchen sie nur noch das günstige Schleuderabo dazu – 2 Monate gratis bei Abschluss eines Jahresabos!
Willkommen in der neuesten Evolutionsstufe des Kapitalismus: Produkte, die man besitzt, aber nicht benutzen darf, bevor man nicht ein Abo abschließt, das dann auch noch teurer ist als das Produkt selbst. Der Traum eines jeden Vorstands, der Albtraum jedes Menschen, der dachte, Eigentum hätte irgendeinen Wert außer als dekoratives Element im Wohnzimmer.
Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob die CEOs der großen Konzerne nachts heimlich miteinander wetten, wer es am weitesten treiben kann. „Wetten, ich verkaufe denen eine Waschmaschine, die ohne Abo nicht schleudert?“ „Ha, süß. Ich lasse sie bald ein Startknopf-Aktivierungsabo abschließen.“ Und der nächste grölt: „Ihr Amateure. Ich arbeite gerade an einem Laptop, der nur hochfährt, wenn der Kunde unser monatliches Einschalt-Zertifikat kauft und vorher ein Ticket dafür, dass er auf Knien um Erlaubnis bitten darf.“
Ohne Abo geht bald gar nichts mehr
Die Hersteller erklären das alles natürlich mit „Innovationsdruck“. Klar, Innovation. Früher hat man eine Waschmaschine gekauft, sie hat gewaschen, geschleudert, je nach Modell auch noch getrocknet, und fertig. Heute bekommt man eine glänzende Kiste, die ohne monatliche Zahlung nicht mal piepst. Sie steht einfach da, majestätisch wie ein schlafender Labrador, nur dass der Labrador sie nicht mit Abo-Raten erpresst.
Das neue Schleuderabo ist da das Meisterstück. Sie möchten gerne saubere Wäsche? Gerne, aber schleudern kostet extra. Basisabo: Waschgang ohne Schleudern. Premium: Schleudern auf 800 Umdrehungen. Ultra-Premium: 1.400 Umdrehungen plus die Möglichkeit, währenddessen nicht ausgelacht zu werden. Und das Ultra-Premium-Plus-Abo bietet sogar die Option, dass die Maschine keine Push-Benachrichtigungen an Freunde sendet mit dem Inhalt: „Dieser Mensch lebt im Jahr 2025 und hat immer noch kein Vollabo.“
Aber klar, das ist alles „kundenorientiert“. Irgendwo murmelt ein Marketing-Mensch mit glasigem Blick etwas von „Mehrwert“ und „Servicegedanke“, während er versucht, ihnen auch noch ein top-aktuelles Wasserablauf-Abo zu verkaufen, damit ihre Maschine sich überhaupt traut, das Abwasser rauszulassen. Ultra-Mega-Premium-Plus gibt´s dann mit Geruchsfreigabe.
Dabei kann man regelrecht zuschauen, wie sich die Industrie vor Lachen den Schaum aus den Mundwinkeln wischt. Schuhe mit Schnürsenkel-Abo. Fernseher, die erst entsperren, wenn sie den Guckschein aktiviert haben. Kühlschränke, die ihre Butter gefangen halten, bis sie das Lebensmittelzugriffsrecht erworben haben. Und irgendwo im Silicon Valley sitzt jetzt schon jemand und plant ein Haustier, das ohne Zusatzabo nicht auf den Gehsteig sch****.
Die Wirtschaft nennt es „Subscription Economy“
Warum sollte man etwas besitzen dürfen, ohne dafür ständig zu zahlen? Das wäre ja komplett irrational. Stellen sie sich vor, sie kaufen ein Auto und dürfen einfach so die Fenster runterkurbeln, ohne das Fensterpaket-Pro-Abo. Oder sie kaufen einen Toaster und der toastet… einfach so? Geht’s noch? Wo bleibt da das Geschäftsmodell? Der Profit? Das Ausnehmen der Konsumentenweihnachtsgans?
Wir nicken wie brave Konsumlemminge und schließen Abo nach Abo ab, bis wir irgendwann merken, dass wir weniger Besitzer von Dingen sind, und mehr Dauermieter von Funktionen, die früher kostenlos waren. Großartig. Fortschritt. Wenn Sisyphos heute leben würde, hätte er einen Abo-Stein, der nur rollt, wenn er monatlich zahlt.

Die Vision ist jedenfalls klar: 2030 wird man einen Kühlschrank kaufen müssen und anschließend ein Abo abschließen, um den Inhalt sehen zu dürfen (Stichwort Lebensmittelzugriffsrecht). 2040 brauchen sie ein Cloud-Abo, um ihre eigenen Schuhe binden zu können (Schnürsenkelerweiterung). Und 2050 gibt es ein Atmungsabo, powered by „Air-as-a-Service“.
Die Zukunft gehört den Leuten, die Produkte herstellen, die ohne monatliche Zahlung nicht funktionieren. Und uns selbst gehört… tja, ein Haufen Geräte, die uns passiv-aggressiv daran erinnern, dass wir nur geduldet sind, solange die Kreditkarte nicht abgelehnt wird.
Herzlichen Glückwunsch an die Menschheit. Wir haben es geschafft, uns freiwillig in ein Leben voller digitaler Münzautomaten zu stürzen. Und das Beste daran: Es wird uns als Fortschritt verkauft. Im wahrsten Sinn des Wortes.
(Bilder: AdobeStock)


