Immer mehr umweltbewusste Haushalte setzen ein klares Zeichen gegen Energieverschwendung: Sie schmeißen ihre strom- und wasserfressenden Geschirrspüler raus – und steigen stattdessen konsequent auf Einweggeschirr aus Plastik um. Der Trend kommt direkt aus dem Herzen der Klimabewegung: Wien-Neubau/ Achtsternstraße.

„Wenn ich sehe, wie viel Strom so ein Geschirrspüler zieht, wird mir schlecht. Ich will nicht, dass mein ökologischer Fußabdruck durch Spülprogramme in die Größe eines SUVs wächst“, sagt Leonie (27), Nachhaltigkeits-Coachin, während sie einen Berg Einwegteller in ihre eigens dafür angeschaffte 640-Liter-Restmülltonne wirft. „Plastik ist leicht, praktisch und es muss nicht gewaschen werden – das ist pure CO₂-Einsparung!“, erklärt Leonie weiter, während sie ihren Bio-Dinkelkeks von einem pinken Plastikteller genießt.

„Recycling ist ein Lifestyle“

Unterstützung kommt von Influencer Kevin ZeroWaste (@kevin.keinabfall), der seine 308 Follower regelmäßig daran erinnert, dass Nachhaltigkeit vor allem eine Frage der Ästhetik sei. In seinem neuesten Reel zeigt er stolz seine farblich sortierte Plastiktellerwand. „Wir kaufen unsere Einwegteller nur noch in Pastellfarben. Alles andere wäre Ressourcenverschwendung durch Geschmacksverirrung. Außerdem spare ich pro Tag ganze 17 Minuten, wenn ich einfach alles wegwerfe. Das sind fast zwei Stunden pro Woche, die ich in Klimaaktivismus-Storytelling investieren kann.“

Auch in der Startup-Szene wird der neue Trend heiß diskutiert. Das Berliner Unternehmen Sustainabowl produziert biologisch nicht-abbaubares Einweggeschirr aus recyceltem Mikroplastik. Die Devise: „Wenn wir schon in Plastik ersticken, dann wenigstens mit Stil.“

„Unsere Produkte sind zu 113 Prozent absolut nicht kompostierbar – das schafft eine neue Form der Nachhaltigkeit: nämlich die nachhaltige Erinnerung an unser Konsumverhalten“, erklärt CEO Marvin H., während er stolz den Prototypen eines neuen Kunststoffbestecksets mit Goldrand präsentiert.

Die neue Achtsamkeit

Für viele steht hinter dem Plastiktrend auch ein tieferes Bewusstsein: „Wenn ich jeden Tag sehe, wie viel Müll ich produziere, dann weiß ich, dass ich lebe“, so Lifestyle-Coach Fabian B. „Zero Waste ist so 2019. Jetzt geht’s um Full Waste with Purpose.“

Wissenschaft uneins – aber das war sie ja schon immer

Während Klimawissenschaftler•innen den Trend mit einem nervösen Augenzucken verfolgen, berufen sich die neuen Plastikfreunde auf „ein gutes Gefühl“ und ein selbstgebasteltes Diagramm auf TikTok. Eine Studie von „Scientists for Disposable Sustainability“ belegt außerdem: Wer nie abwäscht, lebt entspannter. Und Stress ist bekanntlich auch schlecht fürs (Beziehungs-)Klima.

Eine Frau beim Reinigen eines Geschirrspülers, Stichwort Plastikgeschirr.
(c) AdobeStock
Leonie war richtiggehend euphorisiert, als sie ihren Geschirrspüler nach nur drei Wochen ausgebaut hat.

Die Politik zieht nach

Inzwischen reagiert sogar die Politik: Der Oberstinkenbrunner Umweltgemeinderat plant ein Pilotprojekt mit kostenlosen Einwegbesteckstationen auf regionalen Bauernmärkten und Würstelständen. Außerdem fordert er ein Pfandsystem für Plastikgabeln („Pfandgabel statt Gendergaga“) sowie einen »Geschirrspüler-Raus-Bonus« für alle Haushalte, die ihr Gerät entsorgen.

Fazit: Nachhaltigkeit ist, was man draus macht

Was früher als Umweltsünde galt, wird heute als Fortschritt gefeiert. Ein Trend, der zeigt: Die Zukunft der Nachhaltigkeit ist nicht unbedingt sauber – aber dafür stylisch und unglaublich bequem. Und wer weiß – vielleicht werden auch Kohlekraftwerke bald wieder hip.

Btw: Der nächste derartige Trend steht ebenfalls schon vor der Tür: Einwegkleidung von Kik und Shein – dadurch lässt sich der Wasserverbrauch durch das nicht Brauchen einer Waschmaschine nochmals um fast 30 Prozent reduzieren. Einfach nach dem Tragen das Zeug in einen Altkleidersammelcontainer werfen und so auch noch für die Ärmsten etwas Gutes tun.

Hauptsache, das W-Lan bleibt stabil.

(Bilder: AdobeStock)

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