Mit einer charismatisch-chaotischen Pressekonferenz auf einem halbfertigen Bahnsteig in der nähe der Tschechischen Grenze hat die österreichische Regierung ihre neueste Offensive zur Anwerbung internationaler Spitzenforscher präsentiert. Zielgruppe: US-Wissenschaftler, die genug haben von Donny Trump, überfüllten Gefängnissen, unterfinanzierten Unis und Menschen, die „literally“ sagen, obwohl sie „figuratively“ meinen.

In einem mutigen Schritt gegen den internationalen Wissenschaftsbrainfuck hat die Bundesregierung eine visionäre Entscheidung getroffen: Statt teurer Universitätsgebäude, Laborausstattung oder sinnvoller Förderprogramme wird nun das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen als internationaler Spitzenforschungsstandort vermarktet. „Österreich bietet das, was Amerika nicht kann“, erklärte ein Regierungsvertreter mit entschlossener Miene. „Ruhe, schlechte Bezahlung, aber immerhin Bezahlung, und Gebäude, die wenigstens nicht einstürzen – außer es regnet länger als drei Stunden.“

Traiskirchen: Forschungscampus mit charmantem DDR-Flair

Besonders hervorgehoben wurde, wie bereits erwähnt, das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, das – so die offizielle Linie – jetzt als „Forschungscampus mit charmantem DDR-Flair“ beworben wird. „Wir haben Zäune, wir haben Betten, wir haben WLAN mit Loginseite. Wir bieten Sicherheit, Isolation und eine klare Trennung zwischen Forscher und Gesellschaft – ein Paradies für introvertierte Genies! Was braucht ein Forscher mehr?“ fragte ein sichtlich übermotivierter Standortkoordinator.

Der Vergleich mit einem Gefängnis in El Salvador kam nicht zufällig: „Wir haben intern evaluiert und festgestellt, dass unsere Unterkünfte in Traiskirchen nicht nur humaner sind, sondern auch mit einer höheren Chance auf vegetarisches Essen glänzen. Arbeitsräume entstehen in ehemaligen Schlafsälen, Hightech-Geräte werden, mittel- bis langfristig durch Crowdfunding finanziert. Eventuell auch durch Spenden der Caritas.“

In El Salvador gebe es zwar auch Uniformen, aber „die sind weniger IKEA und mehr Guantanamo“. Der Standortkoordinator weiter: „Eine interne Studie hat zudem ergeben, dass das Zentrum um mindestens 17 Prozent besser ausgestattet ist als ein Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador – zumindest was WLAN-Verfügbarkeit und Brandmeldeanlagen betrifft. Wer sich hier mit Quantenphysik beschäftigt, lernt zwangsläufig auch die Thermodynamik von Duschkabinen kennen, die seit 1994 nicht mehr entkalkt wurden.“

Werben mit »Infrastruktur«

Während in den USA Professoren ihre Spinde packen, wirft El Salvador Österreich „inhumane Konkurrenz im Unterbringungsbusiness“ vor. Auch IKEA hat sich gemeldet – offenbar hat man Angst, dass das schwedische Einrichtungssystem von Österreichs pragmatischer Forschungsarchitektur übertroffen wird. Eine offizielle Stellungnahme blieb jedoch aus, da niemand aus dem Presseteam Traiskirchen betreten wollte.

Im neu eingerichteten „Lab 4C“ arbeiten derzeit bereits drei Molekularbiologen, ein abtrünniger Germanist und ein Mann, der behauptet, das Wetter kontrollieren zu können. Ihre Aufgabe: „Irgendwas mit Quanten oder KI, Hauptsache es klingt förderwürdig.“ Erste Paper mit Titeln wie „Die Resilienz von Hoffnung in institutioneller Ödnis“ oder „Mouseclicks in Captivity: Eine Fallstudie“ sind in Vorbereitung. Als Belohnung winkt ein beheizter Aufenthaltsraum mit eingeschränkter Steckdosennutzung.

Ein US-Forscher, der anonym bleiben möchte, zeigt sich interessiert: „Ich hab in Harvard kein Geld mehr für Labore. Wenn ich in Traiskirchen wenigstens Strom und ein Fenster bekomme, bin ich dabei.“

Ein alter Monitor und ein alter Computer, Stichwort Traiskirchen.
(c) AdobeStock
Jeder Raum verfügt über modernste, also über Technologie.

Kritik kam unterdessen von der Opposition. Die FPÖ forderte, Traiskirchen solle lieber für österreichische Forscher geöffnet werden – „aber nur wenn sie zuerst einen Deutschtest bestehen.“


Anm. d. Red.: Die Redaktion hat diesen Artikel testweise aus einem leerstehenden Lift im Bundeskanzleramt verfasst. Der Effekt auf die Kreativität war bemerkenswert – allerdings war das WLAN besser als in Traiskirchen…

(Bilder: AdobeStock)

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