Wenn ein Politiker wie HC Strache in der Vergangenheit Skandale hinter sich hat, denkt man doch eigentlich, dass der politische Weg für ihn endgültig zu Ende ist. Aber nicht in Vösendorf! Dort scheint das Motto zu gelten: Verfehlungen? Na und! Wir wählen (ihn) trotzdem! Und warum nicht? Schließlich hat Strache nicht nur eine langjährige Karriere in der Politik (hinter sich), sondern auch eine beneidenswert lockere Haltung zu Moral und Ethik. Ein echter „Macher“, wenn man so will.
In diesem Sinn stellt sich die Frage: Was interessiert die Wähler in Vösendorf, dass der ehemalige FPÖ-Chef in einem Skandal nach dem anderen verwickelt war? Die Antwort: Genau. Nichts.
Sie bevorzugen offenbar jemanden, der weiß, wie man mit großen Tönen und noch größeren Versprechungen auftritt. Was spielt es da schon für eine Rolle, wenn er sich in der Vergangenheit nicht immer an die Regeln gehalten hat? Politik ist schließlich ein beinhartes Geschäft.
Und seien wir ehrlich: Die Bevölkerung in Vösendorf hat offensichtlich eine ganz eigene Definition von politischer Verantwortung. Denn die Zahlen sprechen für sich: Bei den letzten Wahlen verzeichnete der bis dato im Amt seiende ÖVP-Bürgermeister »trotz« (oder – wir sind schließlich in Vösendorf – vielleicht sogar »wegen«) zahlreicher Vergehen im Amt fette Zugewinne. „So what?“, wie es eine gebürtige Vösendorferin in perfektem Deutsch auf den Punkt bringt.
HC Strache in Favoritenrolle
Entsprechend wäre auch HC Strache durchaus in einer komfortablen Favoritenrolle, sollte er bei der kommenden Wahl (Anmerkung: In Vösendorf kommt es zu Neuwahlen, weil dem amtierende Bürgermeister draufgekommen wurde, dass er einen tätlichen Angriff auf sich erfunden bzw. sich selbst entsprechend verletzt hatte und zurück trat.) antreten – quasi eine „g´mahte Wies´n“ für ein Politkaliber á la Strache.
Dass sein Name in politischen und medialen Kreisen eher für Skandale als für seriöse Politik steht? Wurscht. Hauptsache, er versteht es, die Massen mit seinem Charme und seiner Überzeugungskraft zu begeistern und die richtigen Versprechen zu machen. Was man nicht hat, das kann man sich ja auch schönreden.
Vielleicht ist es ja gerade diese Mischung aus chaotischem Charisma und grenzenloser Überzeugungskraft, die Strache zu einem unschlagbaren Bürgermeisterkandidaten für Vösendorf macht. Die Bürger dort sind schließlich nicht wählerisch, was die Vergangenheit ihrer Kandidaten betrifft. Sie sind pragmatisch: Wen interessiert’s, was vor ein paar Jahren war? Heute ist ein neuer Tag, und HC Strache steht für das, was die Vösendorfer wirklich wollen – Veränderung!

In diesem Sinne: Warum nicht, HC Strache – der Bürgermeister von Vösendorf? Die Stadt vor den Toren Wiens könnte die perfekte Bühne sein, um noch einmal richtig durchzustarten. Denn hier interessiert es niemanden, was ein Bürgermeister im Laufe seiner Karriere so alles verzapft. Sie wollen jemanden, der weiß, wie man die lokalen Freibäder und Punschstände zu seinem persönlichen Wohl nutzt. Und wer könnte das besser als der ehemalige FPÖ-Chef, der sowieso immer ein bisschen wie ein Vösendorfer Junggeselle wirkt?
Denn nur in Vösendorf gibt es das sagenumwobene „Strache-Phänomen“: Ein Kandidat, der die Kunst beherrscht, in einem Meer von Skandalen zu schwimmen und trotzdem mit fetten Zugewinnen aus der Wahl zu gehen. Fast so, als hätte Vösendorf einen exklusiven Vertrag mit der Unvergessenheit.
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