Österreich, das Land der Berge, Seen und wirtschaftlich schwer traumatisierten Wirte. Während die Statistik Austria ganz entspannt 3,5 % Inflation vermeldet (Anmerkung: 2,1% im Durchschnitt in der Eurozone), eskaliert die Gastronomie weiterhin mit Preisen, als hätte man in der Küche Goldpanier entdeckt. Die Gäste zahlen mit Kreditkarten, die beim Zahlen anfangen zu weinen, während der Wirt hinten im Schankraum klagt, dass trotz 39,90 Euro für ein Schnitzel „kan wos übableibt“.
Während Billa & Co. noch versuchen, die Preise mit „Super Schnäppchen!“-Aufklebern zu kaschieren, geht in der Gastronomie das große Drama weiter: Preise wie in Zürich, dafür ein Service wie in Sobotka´s WhatsApp-Verlauf – unübersichtlich, lückenhaft, „Kurz“ angebunden und vor allem eins: doppelt so teuer wie noch vor fünf Jahren.
Soda Zitron für 9,50 – aber „wir arbeiten am Limit“
In der Gastro läuft’s wie beim Almabtrieb. Nur rückwärts: laut, panisch und immer in Richtung Abgrund. Die Portionen schrumpfen, die Preise explodieren, und der Gast ist laut Wirten schuld, weil er schon wieder fragt, ob die Suppe aus der Packung kommt. Natürlich kommt sie aus der Packung – mit feinstem Tetra Pak-Terroir, Jahrgang „Scheiß dir nix 2022“.
Das Menü ist ein QR-Code auf einem Ikea-Holzbrett, die Bedienung trägt Supreme-Shirt und Misstrauen, und das Trinkgeld wird stillschweigend mit 20 % gleich automatisch in die Rechnung eingebaut – „wegen Inflation, du verstehst“. Und wer sich traut, nach Leitungswasser zu fragen, riskiert gesellschaftlichen Ausschluss und ein Hausverbot in ganz Mariahilf und Neubau.
Gastro-Mathematik für Fortgeschrittene
- Wareneinsatz: 3,20 €
- Verkaufspreis: 39,90 €
- Gewinn laut Wirt: „Eh nix“
- Emotionale Rendite: Chronischer Selbstmitleidsschub alle 15 Sekunden
- Erklärung: „Die Energiepreise und de Personalkostn san so hoch!“
- Beobachtung: Küche auf Gas, aber der Porsche vom Chef ist elektrisch – eh wos G´scheits für´s Klima, net?
- Lösung: keine in Sicht
Die große Gastro-Lüge: Wir machen kein Geld
Natürlich verdienen sie nix. Deshalb gibt’s jetzt auch den dritten Standort, der wie die ersten beiden auf „konzeptuelle Regionalität mit asiatischem Twist“ setzt. Der Koch ist ein 20-jähriger Backpacker aus Wales, das Service outsourced auf zwei vietnamesische Influencer mit +60k Followern, die nur reden, wenn die Kamera läuft. Aber dafür wird „nachhaltig gedacht“ – man denkt ans Geld, das nachhaltig (auf´s Konto vom Wirten) fließt.

Quo vadis, Austria?
Vielleicht sind wir bald ein Land ohne Wirte, nur mit Automaten. Oder mit hippen Food-Start-ups, die „Kaiserschmarrn Experience“ für 28,90 € im Einmachglas verkaufen. Vielleicht zahlen wir bald CO₂-Steuer auf’s Ausatmen im Gastgarten und Trinkgeld per NFT.
Vielleicht steuern wir in eine Zukunft, wo man sich für ein Essen nicht mehr schick macht, sondern vorher noch schnell den Dispo-Rahmen erhöht. Wo man ein Wirtshaus betritt wie einen Escape Room – nur kommt man mit weniger raus, als man reingegangen ist. Vielleicht ist die Gastronomie bald nur mehr für Touristen gedacht und für Inländer gibt’s Kantinenpflicht.
Oder wir hören einfach auf, uns verarschen zu lassen. Und kochen wieder selbst. Wird eh Zeit, dass das Wasser für die Nudeln wieder brodelt – irgendwo muss die Hitze ja hin, wenn der Wirt keine Gäste mehr hat.
Österreich, du herrliche Farce. Zwischen Apfelstrudel und Abzocke, zwischen Kummer und Ketchup. Bon appétit.
(Bilder: AdobeStock)


