Balkonien, die einstige Oase der faulen Selbstfindung, scheint am Limit. Seit sich der Durchschnittsösterreicher zwischen 2020 und 2023 entschlossen hat, dass 7 Quadratmeter Fliesen, ein wackliger IKEA-Klapptisch und ein Sichtschutz aus Bambus die neuen Malediven sind, platzt das imaginäre Urlaubsland mittlerweile aus allen Nähten.

„Ich habe auf meinem eigenen Balkon keine Liege mehr bekommen“, berichtet Sabine, 34, aus dem14. Wiener Gemeindebezirk, die sich bereits im März ein Strandtuch mit Flamingos reservierte – auf dem Westbalkon ihrer Mietwohnung. „Mein Nachbar hat um 5:30 Uhr schon ein Buch auf meinen Sessel gelegt. Ein Buch! In Deutsch! Wie im Hotel.“

„Früher war hier nur ich mit meinem Sangria-Eimer und meiner Spotify-Playlist ‚Ibiza 2008‘. Jetzt höre ich aus fünf Richtungen gleichzeitig Helene Fischer, Shisha-Gurgeln und einen Kinderschrei, der sich nach Existenzkrise anhört“, beklagt sich Balkonien-Veteran Dennis, 34, während er seine aufblasbare Muschel in die Biotonne stopft.

Doch was tun, wenn sogar Balkonien zur Massendestination mutiert? K2-Magazine präsentiert die neuesten Anti-Trend-Trends für den Sommerurlaub 2025ff:


Fluristan – Urlaub im Hausflur

Weil der Balkon zu Mainstream ist. Einfach den Liegestuhl in den Treppenaufgang stellen, Kopfhörer rein, Augen zu – und zack: Stiller Rückzugsort mit authentischem Nachbarschaftsambiente und dem dezenten Duft von Bohnerwachs. Bonus: Gratis Smalltalk mit Herrn Meier vom dritten Stock.


Keller-Thermalreisen

Dunkel, kühl, feucht – klingt wie ein Spa auf Island (oder wie Urlaub für Hardcore-Introvertierte), ist aber nur der Keller im Mehrparteienhaus. Statt Vulkanlandschaft halt eben Waschbeton. Wer mutig ist, packt das LED-Stimmungslicht aus dem letzten Pandemiejahr aus und nennt das Ganze „Nordic Cave Retreat“. Und wer es ganz authentisch haben will, stellt sich eine leere Klimaanlage hin und lässt sie bedeutungsvoll brummen.

Bonuspunkte gibt es übrigens für das Moskitonetz über dem Werkbankregal.


Badewannen-Kreuzfahrten

Klimafreundlich, still und schaukelarm – also quasi garantiert ohne Seekrankheit. Einfach Badehose an, Eukalyptusaufguss ins Wasser, Cocktail in die Hand, Laptop oder Tablet auf den Klodeckel – fertig ist das Urban Spa. Pro-Tipp: Für Instagram einfach den Duschvorhang mit einem Palmenposter bekleben. Und wer’s richtig krachen lassen will, mixt sich einen Seegang-Simulator via Waschmaschine im Schleudergang.



AIrbnb – Urlaub mit deiner eigenen Künstlichen Intelligenz

Warum verreisen, wenn sie sich einfach von ChatGPT & Co. anschnauzen lassen können, dass sie mal wieder nichts gepackt haben? Die neue Urlaubserfahrung 2.0: Künstliche Reisefrust inklusive. Inklusive Flugangst-Simulation und Sand-im-Schuh-Emulation. Und für den speziellen Kick VR-Brille auf, Deepfake-Cocktail in der Hand, und keiner merkt, dass sie eigentlich zwischen Waschmaschine und Katzenklo sitzen.


Greenwashing-Sabbaticals im Vorgarten

Trendsetter und -innen machen es sich nicht mehr auf Mallorca gemütlich, sondern auf der Verkehrsinsel vor der im Sommer völlig überhitzten (Dachgeschoß-)Wohnung. Öko, urban, lokal. Einfach den Rasenmäher und/ oder Verkehrslärm ignorieren und sich einreden, man sei auf Safari. Löwenzahn ist das neue Zebra.


Eine Frau sitzt auf einem Balkon mit dem Handy in der einen und einem Kaffeehäferl in der anderen Hand, vor ihr ein Tischchen mit Kroissants, Stichwort Balkonien.
(c) AdobeStock
Hier textet Sabine ganz aufgeregt ihren Freundinnen, dass sie noch einen Platz am Frühstücksbuffet ergattern konnte. „Dafür lohnt es sich, schon um 04:20h aufzustehen!“

Büronien – einsamer als auf einer einsamen Insel

Wer dieses Jahr wirklich Urlaub machen will, bleibt am besten dort, wo alle schon wieder weg sind: im Büro. Denn da ist es klimatisiert, die Kaffeemaschine funktioniert – und niemand trägt Flip-Flops mit Tennissocken. Einfach PowerPoint in den Darkmode schalten und den Drucker als Grill missbrauchen. Und als kleines Upgrade eine 30-minütige Fahrstuhlmeditation zum Entschleunigen. Urlauberherz, was willst du mehr?!?

Fensterien

Der absolute Geheimtipp. Einfach aus dem Fenster lehnen, kalten Eistee trinken und lautstark „¡Hola!“ rufen. Gibt dir das Gefühl, in Barcelona zu sein – besonders, wenn dich ein Nachbar anpöbelt.


Fazit: Wer braucht noch Sonne, Meer und Erholung?

Der neue Sommertrend ist klar: Weniger Movement, mehr Mindset. Statt 1.000 Euro für einen nicht stornierbaren Billigflug auszugeben, reicht ein bisschen Selbstverleugnung, zwei Zimmerpflanzen und die richtige Filter-App.

Und wenn sie jetzt immer noch auf Balkonien abhängen, dann bitte: wenigstens mit Buchungsbestätigung.

(Bilder: Image by Pexels from Pixabay, AdobeStock)

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