Er hatte alles: die Penthouses, die Politiker, die Prestigeprojekte. Jetzt hat er: einen Plastikbecher, einen Zellenkumpel namens Flocke und die Ambition, der beste Tellerwäscher im Haus zu werden – denn irgendwer muss ja an der Spitze stehen. Der einst gefeierter Immobilien-Tycoon galt als Inbegriff des Aufstiegs durch Immobilien, Macht und Stil. Doch der Held von Investmentgipfeln, Dachterrassen, Luxusvillen und globalen Ambitionen steht vor einer neuen Rolle.

René Benko, bis vor kurzem noch als »Immobilien-Mozart der Alpen« gefeiert, hat (s)eine neue Berufung gefunden. In Anlehnung an populäre Klischees einer Fallgeschichte, wie sie in Boulevardmagazinen oft gezeichnet wird, schwirrt die Vorstellung herum: RB als Buchautor hinter Gittern. Der Arbeitstitel seines literarischen Erstlingswerks lautet – wie könnte es anders sein – „Vom Milliardär zum Tellerwäscher (in der JVA)“. Untertitel: „Ein Reinigungsprozess in 12 Kapiteln“.

K2-Magazine hat exklusiv einen ersten Blick in den finalen Entwurf werfen können und möchte ihnen natürlich erste Leseproben nicht vorenthalten.


Leseprobe aus Kapitel 3: „Die goldene Zahnbürste“

„Es begann ganz harmlos.
Ich dachte, ich würde im Gefängnis endlich Zeit zum Denken haben.
Falsch gedacht. Denken kostet hier 10 Minuten Hofgang.

Meine Zelle ist kleiner als mein Gästeklo in Kitzbühel, aber immerhin hat sie Charme – man nennt ihn ‚institutionalisiert‘.

Der Zellenkollege Flocke sagt, ich solle den Abwasch übernehmen, weil ich angeblich Erfahrung mit Schmutzwaschen habe. Humor scheint hier Pflichtfach zu sein.

Ich schrubbe Teller, während ich mich frage, wie viele Millionen ich damals über den Tisch gezogen habe. Heute ziehe ich höchstens den Lappen über den Tisch.

Früher sagte man mir: ‚René, du hast das goldene Händchen!‘
Jetzt habe ich das goldenen Spülschwämmchen.

Aber ich bleibe Unternehmer im Herzen. Gestern habe ich das Knast-Kantinen-System restrukturiert. Ab jetzt gibt’s Menü-Optimierung nach KPI (Knast Performance Index).

Flocke meinte: ‚Benko, du bist ein Visionär.‘
Ich sagte: ‚Nein, ich bin nur ein Mann mit einer Serviette.‘

Später kam der Wärter vorbei und fragte, ob ich Autogramme gebe.
Ich sagte: ‚Nur gegen Kaution.‘“


Ein Reinigungsprozess mit Bestsellerpotenzial

Das Buch sei laut Vorabinfo „eine Mischung aus Wall Street, Herr der Fliegen und Mein Lieblingsrezept für Instantnudeln“. Der Verlag (Gerüchten zufolge ein kleiner Selbstverlag mit dem charmanten Namen „Zellblock Edition“) kündigt an, es handle sich um „die ehrlichste Abrechnung eines Mannes, der wirklich alles hatte – inklusive Haftstrafe“.


Bonuskapitel: „Wie man Freunde verliert und Investoren verärgert“

RB, wie seine (ehemaligen) Freunde und Investoren ihn nannten, verspricht in seiner Buchvorschau weitere Highlights:

  • „Die Kunst des Delegierens“ – Wie man Verantwortung erfolgreich outsourct (meist an die Anwälte).
  • „Networking in der Kantine“ – Warum die mächtigsten Allianzen mit denen entstehen, die deine Zahnpasta verstecken können.
  • „Vom Family Office zum Zellenblock“ – Wenn der Aufzug in der Signa-Zentrale plötzlich nur noch nach unten fährt.

Gesellschaftliche Relevanz

Literaturkritiker – also sein Anwalt und ein Typ, der früher PR für das KaDeWe machte – loben den „mutigen Schritt zur Selbstdemontage“. „Herr Benko beweist, dass man selbst im Gefängnis noch ein Geschäftsmodell erkennen kann: Authentizität verkauft sich“, heißt es in einem kurzen Statement am Weg ins Besucherzentrum der JVA Innsbruck.

Die Hände eines Mannes, der einen Teller abwäscht, Stichwort Tellerwäscher.
(c) AdobeStock
Ob in der JVA Palmolive zum Geschirrwaschen verwendet wird, damit die Haut der Hände schön zart und weich wird, ist (noch) nicht mit 100%iger Sicherheit überliefert. Aber wir sind dran…

Ausblick: Netflix-Option inklusive?

Gerüchteweise interessiert sich bereits eine Streaming-Plattform für die Rechte.
Arbeitstitel: „Benko – Der Mann, der zu viel gewaschen hat“.
Genre: Tragikomödie mit subtilen Steuerhinweisen.
Empfohlene Altersfreigabe: ab 670.000,- Euro Verlust.


Fazit

René Benko hat das, was man im Feuilleton gern eine Katharsis nennt – und was seine Gläubiger wohl als Schadenfreude bezeichnen würden: Ruhe und Zeit für sich selbst. „Vom Milliardär zum Tellerwäscher (in der Justizanstalt)“ – der Titel klingt wie ein griffiges Boulevardmotiv. Aber wenn man genauer hinsieht, steckt darin mehr: Der Sturz eines Machtmenschen, das Ringen mit Wahrheit, Schuld, dem öffentlichen Bild – und vielleicht der (letzte) Versuch, Kontrolle über den eigenen Mythos zurückzugewinnen.

Falls René Benko tatsächlich schreibt, wird es mehr sein als eine reine Autobiografie: Es wird ein Spiegel für unsere Erwartungen an Erfolg, für unsere Faszination mit Reichtum – und für die Scham, wenn das Ganze zerbricht.

Das Buch mag kommen – aber ohne großen literarischen Anspruch, eher als Statement, als Dokument eines Falls. Ob er wirklich zum Tellerwäscher wird – im öffentlichen Sinne – oder nur im übertragenen Sinn, bleibt offen. Aber eines ist sicher: Wenn Benko eines kann, dann Geschichten verkaufen. Nur diesmal ohne Beton, dafür mit Spülmittel.

(Bilder: AdobeStock)

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