INNSBRUCK – Kaum hat Karl-Heinz Grasser, kurz KHG, seine Haftstrafe in der Justizanstalt Innsbruck angetreten, öffnet er exklusiv für K2-Magazine.com seine Zellentür – metaphorisch, versteht sich. Im ersten Interview seit seinem Haftantritt spricht der ehemalige Finanzminister über das Knastleben, vegane Mahlzeiten auf Resopal, und warum er jetzt wirklich verstanden hat, was „Wertschöpfung durch Netzwerke“ bedeutet.
K2: Herr Grasser, wie geht es Ihnen in der Justizanstalt?
Grasser: Ehrlich gesagt – ganz gut. Die Architektur erinnert ein bisschen an brutalistischen Minimalismus, die Gitterstäbe erzeugen einen interessanten Schattenwurf am Vormittag. Ich meditiere jetzt. Und die Joggingrunde im Hof hat fast etwas Zen-artiges. Nur die Jogginganzüge sind leider nicht von Prada.
K2: Wie unterscheidet sich das Leben hier von dem in Ihren früheren Positionen?
Grasser: Nun, es ist alles etwas enger. Aber ich hatte ja schon immer ein Faible für exklusive Räume. Man könnte sagen: Ich habe mich von der First Class in die Haft Class upgegradet. Der einzige Unterschied: Die Flugbegleiter nennen sich hier Justizwachebeamte und bieten keine Nüsse an, sondern… Zählappelle.
K2: Wie steht es um Ihre Ernährung?
Grasser: Ich bin jetzt Flexikarzerarier. Das heißt: Ich esse, was kommt. Letztens gab es etwas, das wie ein Schnitzel aussah, aber auch ein gut gewürzter Radiergummi hätte sein können. Ich lerne loszulassen. Auch von Geschmack.
Und glauben Sie mir: Das gestrige „Paprikahendl“ war so rätselhaft, dass selbst ein forensisches Labor kapituliert hätte. Einer der Insassen behauptet, es war der alter Hausschuh einer Wächterin in Sauce. Ein anderer meinte, es sei möglicherweise ein ausgestopfter Papagei mit Rest-Aromatisierung gewesen. Ich selbst tippe auf eine künstlerische Installation zum Thema „Postmoderne Ernährungskrise“. Aber es hatte immerhin ein paar Kalorien – angeblich.
Exklusiver Exkurs: Das Knastmenü á la KHG – „Haute Cuisine mit Hofgang-Ambiente“
Wochentag | Mittagessen | Kulinarischer Kommentar von KHG |
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Montag | „Rindfleischpfanne“ mit Beilagenmix | „War das Rind tot oder nur beleidigt?“ |
Dienstag | Kartoffel-Etwas mit Soße | „Geschmacklich zwischen Tapetenkleister und Hoffnung“ |
Mittwoch | Nudelauflauf | „Carbonara à la Bauhof – überraschend zäh“ |
Donnerstag | Würstchen-Trio in Flüssigsalz | „Der dritte Wurstling war eindeutig ein Stift“ |
Freitag | „Fischfilet“ nach Knast-Art | „Vielleicht Kabeljau. Vielleicht Kabelisolierung.“ |
Samstag | Überraschungsteller | „Ich wurde tatsächlich überrascht. Auch körperlich.“ |
Sonntag | Mehlspeise deluxe | „Etwas zwischen Palatschinke und Fensterleder“ |
Extras: 1 Stück Brot, 1 Weichplastikbesteck, 0,1 l Wasser (handwarm).
K2: Haben Sie Kontakt zur Außenwelt?
Grasser: Natürlich. Ich schreibe gerade an meinem Buch: „Mein Zellnachbar, der Philosoph – Vom Minister zum Mitinsassen“. Außerdem überlege ich, einen Podcast aufzunehmen: „Gittergeflüster mit KHG“. Erste Folge: „Wie man ein Vermögen verliert und trotzdem gewinnt“. Und geplant ist auch noch ein Kochbuch „Zelle 27 kocht über – Knastkulinarik á la KHG“ (*siehe Buchkonzept weiter unten). Schließlich muss ich ja wieder Geld verdienen, Stichwort Privatinsolvenz.
Und ich widme mich natürlich auch meiner Fitness. Zeit habe ich ja genug hier drinnen.
Exkurs: KHG’S Knast-Fitnessroutine: „Straff trotz Vollzug – Zellblock-Body in nur 7 Tagen“
Morgens – „Zählappell Zen“ (06:00 Uhr)
Ich beginne den Tag mit kontrollierter Atmung beim Zählappell. Jeder Atemzug ist eine Entschuldigung an die Steuerzahler, jeder Ausatem ein stilles „Es war alles legal.“
Übung
„Stille Schuldigung“ – 10 Minuten reglos auf der Pritsche sitzen, während die Justizwache dich misstrauisch mustert.
Vormittag – „Gang-Gains: Hoflauf mit Stil“ (10:00 Uhr)
45 Minuten lockerer Trab im Kreis, stets mit leicht arrogantem Lächeln – denn echte Eleganz stirbt nie, selbst unter Neonlicht.
Variation
„Influencer-Sprint“ – 3 schnelle Runden, um dem OE24-Team auszuweichen, das am Zaun lauert.
Mittag – „Kraft durch Kichererbsen“ (nach der Essensausgabe)
Eigengewichtstraining mit kreativen Geräten:
Übung | Beschreibung |
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Der Justiz-Jump | Boxsprünge auf den Metallspind (sofern nicht abgeschlossen). |
Aktenzeichen-Astem | Liegestütze mit einem Strafaktenstapel auf dem Rücken. |
Zellen-Yoga | „Downward Facing Doppelsitzer“ auf 2,38m² Bodenfläche. |
Nachmittag – „Resozialisierungs-Rückenzug“ (15:00 Uhr)
Improvisierter Kabelzug mit improvisiertem Seilzug (Bettlaken, Schampooflasche, viel Überzeugungskraft). Fokus auf Latissimus und Schuldgefühl.
Abend – „Spiegelblick & Selbsterkenntnis“ (nach Zellenruhe)
10 Minuten Posieren vor dem Edelstahlschrank, der leicht spiegelt, und leise Flüstern: „Du warst Minister. Du bist Muskel.“
KHG’S (Selbst-)Motivations-Tipp
„Wer das österreichische Budget stemmen konnte, schafft auch 3 Sätze Dips an der Heizkörperstange!“
K2: Was würden Sie rückblickend anders machen?
Grasser: Ich hätte früher mit Yoga angefangen. Und vielleicht nicht ganz so viele Freunde aus der Immobilienbranche gehabt. Aber wie sagt man so schön: Jede Zelle meines Körpers schreit nach Freiheit – außer die, in der ich gerade wohne.
K2: Letzte Frage: Haben Sie einen Tipp für andere ehemalige Minister, die vielleicht bald in Ihre Fußstapfen treten könnten?
Grasser: Ja. Nehmt nur Bargeld mit. Und übt das Zählen bis zehn – das braucht man hier öfter, als man denkt.

* Buchkonzept „Zelle 27 kocht über – Knastkulinarik á la KHG“
Während andere Insassen Briefe schreiben oder Sudoku lösen, plant KHG Großes: Ein Kochbuch, geboren aus der Not, geschrieben mit einem stumpfen Bleistift auf Knast-Klopapier. Arbeitstitel: „Zelle 27 kocht über – Kulinarik á la KHG“. Ziel: Die Rehabilitierung seines Kontostands. „Kochen im Gefängnis ist wie Budgetpolitik – man weiß nie genau, was drin ist, aber man tut so, als hätte man den Überblick“, so KHG über sein Projekt.
Das Konzept
Ein 180-seitiger Hybrid aus Kochbuch, Lifestyle-Ratgeber und versteckter Steuererklärung. Jedes Gericht erzählt eine Geschichte – und keine davon ist glaubwürdig.
Exklusiver Einblick in die Rezepte
1. „Paprikahaft“
Zutaten: 1 Paprikaschote (illegal von Besuch mitgebracht), 3 Löffel undefinierbare Knastsoße, Hoffnung.
Zubereitung: Alles vermengen, 20 Minuten auf der Heizung ziehen lassen, in Sarkasmus wenden.
2. „Zellblock-Curry“
Zutaten: Instantreis, Ketchup, ein mysteriöses Pulver aus Zelle 13 („kein Kommentar“).
Tipp von KHG: „Nicht fragen, einfach essen – wie bei der Telekom-Affäre.“
3. „Semmelknödel mit Rücklagen“
Zubereitung: Alte Brötchen aus der Vorwoche, mit Wasser und Selbstüberschätzung einweichen.
Serviert mit: „Bilanzen auf Lauchbasis“.
4. „Porridge Paragraf 304“
Der Klassiker unter den Frühverurteilten. Wird in alten Strafakten serviert.
Ab sofort Vorbestellbar
Im Buchhandel, im Automaten auf Gang 3, oder auf www.freigekocht.at (nur über VPN erreichbar).
(Bilder: AdobeStock)