R.I.P. – Ruhe in Pixeln, alter Freund.

Wir haben dich zwar nicht geliebt. Wir haben dich aber benutzt. Widerwillig. Wie Faxgeräte. Oder Menschen mit Bluetooth-Headset im Supermarkt. Du warst der unangenehme Ex, der sich nie aus dem WLAN ausloggte. Du hast Gespräche zerstört, Beziehungen belastet und Jobinterviews mit deiner Pixelauflösung sabotiert. Danke dafür.

Skype, das blaue Fossil der Videotelefonie, wurde endgültig aus dem digitalen Verkehr gezogen. Einst gefeiert als »das iPhone der Internet-Kommunikation«, gestern noch so lebendig wie StudiVZ oder der Google+ Account unserer Mütter – und heute: Nach 20 Jahren Frust, Freeze-Frames und „Hörst du mich?“-Schreien aus dem Jenseits der Datenautobahn hat Microsoft (endlich) Gnade walten lassen. Skype ist Geschichte Microsoft hat stillschweigend den Stecker gezogen – kein Trommelwirbel, kein „Skype Out“, einfach nur weg.

Die letzten Nutzer?

Einige Marketingabteilungen in Hintertupfing und Unterstinkenbrunn, die sich nie mit Zoom anfreunden konnten. Eine Tante in Bielefeld, die (immer noch) glaubt, man könne sich bei Skype mit dem Internet „unterhalten“. Und natürlich diese eine Band, die ihre gesamte EP via Skype-Recording aufgenommen hat – „lo-fi authentisch“, sagten sie. Jetzt sind auch sie stumm.

Fun Fact: Die meisten Skype-Nutzer 2024 waren Bots, die vergessen hatten, sich abzumelden.

Die »Top 5 Skype-Momente« laut Internetarchiv

  1. Ein Bewerbungsgespräch von 2013, bei dem der Ton 6:08 Minuten hinterherhinkte.
  2. Ein Heiratsantrag via Skype, bei dem sie „Ja“ sagte, aber er es nie hörte.
  3. Das 4.437. „Hallo? Hörst du mich?“ innerhalb von nur einer Minute.
  4. Eine Business-Konferenz, die 90 Minuten lang niemand verlassen konnte, weil der Exit-Button nicht funktionierte.
  5. Ein legendäres Gespräch zwischen zwei Omas, die beide dachten, die andere sei eingefroren – dabei war es nur die Webcam.

Was jetzt? Was kommt danach?

Nach jedem toten Messenger folgt der nächste Hype – wie nach jeder toxischen Beziehung ein noch chaotischerer Ex.

Hier ein Ausblick auf mögliche Nachfolger:

  • HoloChat™
    Die App, die ihnen ihr Gegenüber als 3D-Hologramm auf den Wohnzimmertisch wirft. Nutzbar nur mit Elon Musks neuem Chip-Implantat.
  • Microsoft Meh™
    Kommunikation, wie man sie von 2008 kennt. Jetzt mit programmierten Abstürzen, ungewollten Updates, der Ästhetik von Windows 3.11 und – ganz neu – mit künstlicher Verlangsamung!
  • QuietCall
    Der neue Trend: einfach mal nicht kommunizieren. Die App startet Anrufe, die sofort enden. Entlastet Server & Nerven.
  • FaceTime 360 VR Ultra Max Pro
    Apples Antwort auf alles: braucht 3 Akkus, einen Rollkoffer und kostet nur 217 Monatsmieten – exklusive Donny Trump´s Sonderzöllen.
  • MindChat™
    Sprich einfach gar nicht. Denk. Die App erkennt ihre Hirnströme, interpretiert sie falsch, schickt sie aber trotzdem. Quasi Missverständnisse in Lichtgeschwindigkeit!
  • DeadTalk
    Die Retro-App, die sie mit ihren Verstorbenen „skypen“ lässt. Powered by KI. Gesponsert von Black Mirror.
  • GentleTalk (Beta)
    Kommunikation für Bildungsbürger. Jede Nachricht beginnt mit „Gestatten Sie mir den Hinweis…“ und endet in passiv-aggressivem Subtext.
  • Augmented Screaming™
    Menschen senden sich nur noch Schreie in 4K. Kein Inhalt, nur pure Emotion.
Screenshot des Skype-Abschiedsscreens.
Kurz und schmerzlos verabschiedet sich Microsoft von Skype und hofft, dass nun alle auf Teams wechseln.

Fazit

Skype war nie perfekt. Die Audioqualität erinnerte oft an DOS-Modem-Karaoke, das Interface war die graue Jogginghose unter den GUIs, und die Latenz machte jede Diskussion zum Impro-Theater. Aber es war da, als niemand sonst da war.

Mach’s gut, Skype. Wir vergessen dich nicht. Also… wahrscheinlich doch. Aber immerhin haben wir noch deine verstaubte Desktop-Verknüpfung als Mahnmal für verpasste Updates.

Letzte Worte von Skype (laut Chatbot-Rekonstruktion)

„Tut mir leid… Verbind–ungspr–obl… bi–bii–tiiinnn—tschhhh—✖️“

Und damit sagen wir Adieu, Skype.
Du warst nie das, was wir wollten.
Aber genau das, was wir verdient haben.

Sponsored by: ICQ, AOL Messenger und den Geistern toter Apps, die nie gelöscht wurden.

(Bilder: AdobeStock, Screenshot)

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